Wakatobi: Epizentrum der marinen Artenvielfalt?

Wakatobi: Epizentrum der marinen Artenvielfalt?

01. Mai 2009

Der Wakatobi Newsletter ist ja bekanntlich immer für eine Überraschung gut. Mit ungläubigem Staunen durfte ich in der neuesten Ausgabe doch folgendes lesen:

„Being at the epicenter of marine life isn’t a bad start for a dive operation. It means more species of fishes and coral are found below the Wakatobi region than any place in the world.“

 

Wakatobi das Zentrum der marinen Artenvielfalt auf der Welt? Schaut man genauer nach und versucht zu erfahren, welche Wissenschaftlergruppe denn zu diesem überraschenden Ergebnis gekommen ist, verweist die Wakatobi Website den geneigten Leser auf Dr. James M. Cervino von der New York Pace University, der offensichtlich einige Zeit im Wakatobi Dive Resort studienhalber verbracht hat.

Dr. Cervino? Ich sehe schon die Fragezeichen in den Augen meiner Leserschaft aufleuchten. Keine Angst, man muss ihn nicht kennen. Er hat nie mit den Großen seiner Zunft wie Gerald Allen, Roger Steene, Paul Humann oder Marc Erdmann zusammen gearbeitet, sondern forscht an der Pace University im Department of Marine Chemistry and Geochemistry, hat also von seinen Forschungsschwerpunkten eher wenig mit Fragen der marinen Biodiversität zu tun.

Sieht man sich das Empfehlungsschreiben von Dr. Cervino genauer an, muss man dem Wissenschaftler allerdings auch zugute halten, dass er das, was das Wakatobi Dive Resort im von mir zitierten Newsletter behauptet, auch gar nicht gesagt hat.

Aus dem Kontext wird nämlich klar, dass Cervino mit ‚epicenter of coral biodiversity‘ das berühmte Dreieck der Artenvielfalt in Südostasien meint, in dem Wakatobi zweifellos liegt, aber auch im Prinzip alle anderen Tauchplätze in Indonesien, Neuguinea und den Philippinen.

Und dass der liebe Doktor Wakatobi als sein persönliches Referenzriff auserkoren hat (This location serves as my control site (healthy study site, providing a model for what a flourishing reef looks like.) ist ja schön und gut. Man muss aber hier kritisch nachfragen, ob er auch schon andere Zentren der Artenvielfalt in der Region (Komodo, Nord-Sulawesi, Maumere, Alor, Raja Ampat, Banda) erforscht hat. Hier sind m. E. Zweifel angebracht, denn der geografische Schwerpunkt der bisherigen Forschungen von Herrn Cervino scheinen mir eher im Bereich der Karibik zu liegen.

Bleibt festzuhalten, dass die Behauptung des Wakatobi Dive Resorts, das Epizentrum der marinen Artenvielfalt zu sein, jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt. Da wird Lorenz Mäder schon andere Kaliber von Wissenschaftlern auffahren müssen, um überzeugen zu können. Ob die sich allerdings für solche Spielchen hergeben werden, bleibt zu bezweifeln.

Ich selbst habe bei insgesamt fünf Tauchfahrten auch im Bereich des Wakatobi Dive Resorts an mehreren Plätzen erhebliche Zerstörungen durch den Tauchbetrieb und wildes Ankern feststellen können. Und noch immer unternimmt das Resort nichts gegen die ungebremste Jagd auf Schildkröten in Wakatobi, obwohl mehr als die Hälfte der in Bali illegal geschlachteten Tiere gerade aus diesem Gebiet stammt.



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