Wakatobi: Hoga Island
Mittwoch, 19. Februar 2020
Wakatobi habe ich in den letzten Jahren etwas aus dem Auge verloren. Die Inselgruppe im Südosten von Sulawesi hat aber immer noch eine Menge zu bieten, wie ein längerer Aufenthalt im November gezeigt hat.
Inseln der Schmiede
Korrekterweise heißen die Inseln Tukang Besi Inseln (Inseln der Schmiede). Die in Abkürzungen verliebten Indonesier haben aber kurzerhand mit den beiden Anfangsbuchstaben der 4 größten Inseln des Archipels Wangiwangi, Kaledupa, Tomia und Binongko den Kunstnamen Wakatobi erschaffen. Unter diesem Namen ist Wakatobi in der Taucherszene ein Begriff. Vor allem wegen des sündhaft teuren Wakatobi Dive Resorts mit eigener Landebahn und Direktflügen von Bali. Wer locker mindestens 350 US$ für Unterkunft und Verpflegung ausgeben kann (Tauchen kostet extra), ist dort sicher gut aufgehoben.
Das Wakatobi Dive Resort hat es über viele Jahre hinweg Konkurrenten schwer gemacht, auf den Inseln Fuß zu fassen. Vorbei fahrenden Tauchschiffen wurde nicht erlaubt, in der Nähe des Resorts zu tauchen und auch die Regierungsvertreter zeigten sich gegenüber anderen Investoren wenig kooperativ.
Das hat sich glücklicherweise in den letzten Jahre verändert und hier und da gibt es zaghafte Versuche, sogar in der unmittelbaren Nachbarschaft des Platzhirsches neue Tauchbasen und kleine Resorts zu eröffnen, wo auch weniger betuchte, tauchbegeisterte Touristen unterkommen können.
Wie kommt man hin?
Leider gibt es immer noch keine überzeugende Lösung für die Anreise in diese abgelegene Gegend in Indonesien. Von Europa aus ist man normalerweise drei Tage nach Wakatobi unterwegs. Nach der Ankunft in Jakarta oder Denpasar muss man zuerst nach Makassar fliegen und von dort weiter über Kendari zur Insel Wangiwangi.
Nach der Ankunft im Wakatobi Flughafen auf Wangiwangi am späten Nachmittag, ist dann häufig noch eine Übernachtung fällig, um am nächsten Tag endlich mit einer lokalen Fähren ans Ziel zu kommen. Wakatobi ist damit definitiv kein Reiseziel für Taucher mit wenig Zeit. Da ist selbst Raja Ampat schneller erreichbar.
Der Flieger des Wakatobi Dive Resorts ist zwar meistens noch nicht einmal zur Hälfte gefüllt, trotzdem verweigern die Eigentümer dieses Resorts die Mitnahme anderer Touristen nach Tomia.
Reisende mit sehr viel Zeit können auch mit lokalen Fähren von Kendari aus über Bau Bau auf der Insel Buton die Inseln des Wakatobi Archipels erreichen.
Die Insel Hoga
Vor gut 20 Jahren war ich häufiger auf den Tukang Besi Inseln unterwegs. Da ich die Wände und Tauchplätze vor der Insel Hoga in guter Erinnerung hatte, war das auch mein erstes Ziel während meines Besuchs von Wakatobi.
Hoga ist eine kleine, nordöstlich von Kaledupa gelegene Insel. Sie ist von einem ausgedehnten Korallenriff umgeben. Bei Ebbe schafft man es in gut einer Stunde die gesamte Insel zu umrunden. Diese Aktion sollte man aber in die frühen Morgenstunden verlagern. Die Tour entpuppt sich nämlich als schweißtreibende Angelegenheit.
Hoga hat einen gewissen Bekanntheitsgrad durch die Operation Wallacea erworben. Diese gemeinnützige Naturschutzorganisation organisiert seit vielen Jahren auf Hoga Sommercamps mit Studierenden und anderen an Naturschutz interessierten jungen Menschen. In der Saison in Juli/August wimmelt es hier von jungen Leuten. Davor und danach kehrt Ruhe ein. In der Nachsaison im Oktober/November kommen nur noch vereinzelt Reisende vorbei.
Wasserknappheit
Leider verfügt Hoga über keine Süßwasserquelle. Süßwasser in ausreichender Menge steht noch nicht einmal während der immer kürzer dauernden Regenzeit zur Verfügung. Trinkwasser muss mit dem Schiff von Kaledupa nach Hoga transportiert werden. Für die Gäste steht zum Waschen nur brackiges Wasser aus Brunnen zur Verfügung, deren Salzgehalt im Laufe der Jahre zugenommen hat. Operation Wallacea hat daher auch die Reißleine gezogen und bringt die Mehrzahl der Gäste in den Sommermonaten auf der Nachbarinsel Kaledupa unter, um die begrenzten Ressourcen der Insel nicht noch weiter zu belasten.
Einzelreisende mit dem Ziel Hoga haben bei der Wahl ihrer Unterkunft keine große Auswahl. Eigentlich kommt für sie nur das Hoga Island Dive Resort in Frage.
Es gibt zwar noch weitere Unterkünfte und eine Rumpfmannschaft von Operation Wallacea ist ebenfalls vor Ort, trotzdem kann ich nicht empfehlen, in diesem stark von Moskitos heimgesuchten Teil der Insel nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen.
Hoga Island Dive Resort
Erst als ich nach unserer ersten Nacht im Hoga Island Dive Resort auf die mehrere hundert Meter breite Sandfläche blickte, über die wir noch am Abend zuvor bei Flut bis kurz vor das Resort gefahren wurden, fiel es mir wieder ein. Genau: Bei meinen ersten Besuchen vor über 20 Jahren mussten wir ja auch vom Schiff aus ein paar hundert Meter durch das Wasser waten, um an Land zu kommen. Das Hoga Island Dive Resort hat zwar bei Flut einen schönen Strand, aber das Meer davor ist so flach, dass man mehr als 500 m bis zur Riffkante gehen muss, um in tieferes Wasser zu kommen. Außerdem heizt sich dieses flache Wasser tagsüber extrem auf und je nach dem Stand von Ebbe und Flut watet man hier in Wasser mit Badewassertemperatur, so dass der ersehnte Abkühlungseffekt ebenfalls ausbleibt.
Back to the roots
Ansonsten hatte sich nach über 20 Jahren auch bei den Unterkünften nicht viel verändert. Im Resort gibt es mehrere große Doppelbungalows mit großen Veranden und je einem gemeinsam benutzten indonesischen Bad (Mandi) (Plastiktonne mit Brackwasser zum Schöpfen und Sitzklo). Daneben verfügt das Resort über 3 Einzelbungalows mit gemeinsam genutztem Bad.
Den Doppelbungalows sieht man ihr Alter an. Hier ist seit vielen Jahren nur das Nötigste repariert worden. Das Open Air Restaurant wirkt ebenfalls ungepflegt und schmuddelig. Elektrizität steht im Resort zwischen 18.00 und 22.00 Uhr zur Verfügung. In dieser Zeitspanne muss dann auch das Aufladen der elektrischen Geräte erfolgen. Gegen Überspannung geschützte Steckdosen sind in den Bungalows in ausreichender Anzahl vorhanden.
In der Zeitspanne während der der Generator läuft ist das im Restaurant angebotene Bier auch halbwegs kühl. Das Essen war abwechslungsreich und lecker.
Das ganze Resort strahlt immer noch die klassische Backpacker-Atmosphäre der 90iger Jahre aus.
Immerhin setzten just während unseres Aufenthaltes bei einem der besonders einsturzgefährdeten Doppelbungalows größere Renovierungsarbeiten ein. Das hatte leider zur Folge, dass die wenigen Gäste den ganzen Tag über durch Hämmern und Sägen belästigt wurden. Für uns war das dann auch ein weiterer Grund, unseren Aufenthalt im Hoga Island Dive Resort zu verkürzen.
Apropos Lärmbelästigung: Einen großen Vorteil hat die Unterkunft auf Hoga aber doch: Es gibt auf der Insel keine Moschee und damit auch keinen Muezzin, der nachts um 4.00 Uhr zum Gebet ruft. Wir konnten daher endlich wieder durchschlafen ohne von Lautsprechern geweckt zu werden.
Tauchplätze vor Hoga
Die Tauchplätze um Hoga sind schnell erreichbar. Sie liegen zum größten Teil vor der Westküste und an der Nordspitze der Insel. An der Westseite der Insel fällt das Riff senkrecht bis in eine Tiefe von knapp 30 m ab und endet dann auf einer sandigen Fläche mit vereinzelten Korallenblöcken. Der erste Abschnitt der „Hoga Wall“ ist dank der Operation Wallacea, die entlang der Westküste in regelmäßigen Abständen Ankerbojen angebracht hat, in einzelne Segmente unterteilt, die einfach nach der Nummer der Boje benannt werden (Buoy 1,2,3,…).
Die besten Tauchplätze (Inner- und Outer Pinnacle, Northern Wall) liegen etwas exponierter am nördlichen Ende der Hoga Wall. Hier kann die Strömung manchmal stark sein. Da die geschützten Tauchplätze vor der Hoga Wall nicht weit weg sind, kann man aber immer ausweichen, wenn es bei den Pinnacles zu sehr pfeift.
Was gibt es zu sehen?
Die Sichtweiten vor Hoga waren in der Regel gut (+20 m) und die zerklüftete und z.T. schön bewachsene Wand lädt zu immer neuen Entdeckungen ein. Die Guides zeigen den Gästen die obligatorischen Zwerg-Seepferdchen (nur H. bargibanti). Im Sand und unter Überhängen liegen viele Blaupunktrochen. Häufig begegneten uns auch Seeschlangen und immer wieder gut getarnte Krokodilfische.
Vor Hoga gibt es noch eine größere Zahl von Büffelkopf-Papageienfischen Einmal kam ein Schwarm mit 11 relativ großen Exemplaren vorbei und auch bei anderen Tauchgängen sahen wir diese großen Fische immer wieder. Hin und wieder entdeckten wir große Zackenbarsche, die aber recht scheu waren. Haie sahen wir keine. Größere Schwärme von (kleinen) Makrelen sahen wir bei den Pinnacles und vor der Northern Wall. Hier sind auch viele Napoleons in unterschiedlicher Größe zu sehen.
Ein Barrakudaschwarm steht am Barrakuda Point vor der Südwestspitze von Hoga. Hier kann die Strömung allerdings manchmal sehr stark sein. Schildkröten findet man auch, besonders häufig sahen wir sie am Tauchplatz Pak Kasim und vor der Northern Wall.
Die Korallen sind in einem insgesamt befriedigenden Zustand. Extreme Schäden durch die Korallenbleiche konnten wir nicht entdecken. Die Wassertemperaturen lagen im November bei 28/29° C, also gerade noch im akzeptablen Bereich.
Die Artenvielfalt vor Hoga ist für indonesische Verhältnisse nicht überragend aber sicher guter Durchschnitt. Dass die Riffe hier nicht konsequent geschützt werden, merkt man auch an der relativ geringen Biomasse. Im Vergleich zur weiter südlich gelegenen Insel Tomia, die wir im Anschluss besucht haben, gibt es hier deutlich weniger Fisch.
Tauchbasis
Im Resort selbst gibt es keine richtige Tauchbasis. Sämtliches Tauchgerät und der Kompressor befindet sich an Bord eines größeren Tauchschiffes aus Holz, das vor der Jetty an der Südspitze der Insel vor Anker liegt. Es gibt einige Leihausrüstungen an Bord. Sehr vertrauenserweckend sah das Ganze allerdings nicht aus. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, mit eigenem Material anzureisen.
Je nach Gezeitenstand ist zuerst einmal ein Fußmarsch von etwa einem Kilometer Länge bis zum Tauchboot angesagt. Ist der Wasserstand hoch genug, werden die Gäste auch im Kanu zum Boot oder nach dem Tauchgang zum Resort gefahren. Das klappt aber nicht immer. Da das Tauchgerät an Bord bleibt, muss man beim Fußmarsch aber nur Maske und Flossen tragen. Unterwasserfilmer und -fotografen haben es mit ihrer Ausrüstung schwerer. Wer möchte seine teure UW-Kamera schon an Bord lassen? Zumal ein größeres Gefäß zum Wässern der Kamera an Bord ebenfalls fehlt.
Das Ein- und Aussteigen vom Boot klappt dank einer robusten Leiter ganz gut und wegen der Vorarbeit von Operation Wallacea wird nur an den exponieren Tauchplätzen geankert. Überall sonst sind Ankerbojen vorhanden.
Unser Tauchguide Duda war hilfsbereit, aber wenig kommunikativ. Unter Wasser tauchte er vorweg, zeigte aber wenig. Bei einigen Tauchgängen an den exponierteren Stellen wirkte er sogar etwas ängstlich. Die Tauchplätze kannte er aber alle ganz gut.
Weitere Aktivitäten
Besuch bei den Bajos
Das Hoga Island Dive Resort pflegt eine enge nachbarschaftliche Beziehungen zu den Bajo-Gemeinschaften in der näheren Umgebung. Die Bajos sind mittlerweile seßhaft gewordene See-Nomaden, die in Stelzenhäusern über dem Wasser leben. Es macht Spaß, ein solches Dorf in der Nähe zu besuchen. Wer möchte, kann auch einmal eine Nacht bei den Bajos im Dorf übernachten und am alltäglichen Leben dieser Menschen, die fast ausschließlich von dem leben, was das Meer zu bieten hat. Sie sind ausgezeichnete Apnoe-Taucher und es besteht ebenfalls die Möglichkeit, ihnen beim Fischfang mit selbst gebauten Harpunen und aus Holz gefertigten Taucherbrillen zuzuschauen.
Auch auf Hoga lebt eine kleine Gruppe dieser Bajos. Das Resort sorgt dafür, dass die Jungen und Mädchen mit dem Boot jeden Morgen zur Schule nach Kaledupa gebracht werden. Dafür reinigen die Kinder einmal in der Woche den Strand des Resorts.
Mit dem Moped
Wer Kaledupa, die große Nachbarinsel erforschen möchte, kann sich mit dem Boot rüberbringen lassen und mit einem gemieteten Motorroller um die Insel fahren. Ein kleines Abenteuer zwischen dem Faulenzen am Strand und den spektakulären Sonnenuntergängen vor Hoga.