Osttimor: Hohe Artenvielfalt vor Atauro
Eine kürzlich auf der Insel Atauro durchgeführte Biodiversitätsstudie von Conservation International (CI) kam zum Ergebnis, dass die Tauchplätze vor der Insel die weltweit größte Artenvielfalt aufweisen. Atauro liegt nur 36 km nördlich von Dili, der Hauptstadt von Timor-Leste (Osttimor), zwischen den indonesischen Inseln Alor und Wetar. Die hohe Artenvielfalt überrascht nicht, denn sowohl Alor als auch Wetar sind Hotspots der Biodiversität in Indonesien. Warum sollte es auf der wenige Kilometer entfernten Insel Atauro anders sein?
Die Marinebiologen von CI (u. a. Gerry Allan und Mark Erdmann) zählten an den 10 untersuchten Tauchplätzen im Durchschnitt 253 verschiedene Fischarten. An einem Tauchplatz konnten die Wissenschaftler sogar 315 Arten dokumentieren. Das ist bisher der 3. Platz weltweit. Insgesamt konnten während der einwöchigen Bestandsaufnahme und 120 Mannstunden unter Wasser 642 Arten von Rifffischen gezählt werden.
Die im Rahmen der Studie ermittelten Durchschnittswerte liegen sogar über den Zahlen von Raja Ampat vor der Westküste von Neuguinea, dem weltweiten Zentrum der marinen Biodiversität.
Auch die Riffe um Atauro scheinen noch relativ intakt zu sein. Die Forscher fanden Schäden durch Dynamitfischerei in der Vergangenheit. Beunruhigend war allerdings das Fehlen großer und pelagischer Fische – ein deutliches Zeichen der Überfischung. Während des gesamten Untersuchungszeitraums wurde nur ein einziger Hai gesichtet. Damit trägt Atauro auch das Schicksal der meisten Tauchplätze in Indonesien. Selbst bei optimistischer Schätzung dürfte aktuell nur noch maximal 5% der ursprünglichen Haipopulation in Indonesien überlebt haben.
Timor-Leste will etwas dagegen unternehmen: Die Mindestfanggröße von kommerziell wichtigen Fischarten wurde nach oben gesetzt und 19 marine Tierarten wurden zusätzlich auf die Liste der geschützten Arten gesetzt, darunter Haie, Dugongs, Schildkröten, Delfine, Mantas, Adlerrochen, Nautilus und Mördermuscheln.