Dynamit im Paradies: Togian Inseln
Bei meinem letzten Besuch der Togian Inseln war es wieder zu hören: Ein plötzlicher Knall lässt alle Taucher unter Wasser innehalten und sich umschauen. Aber da ist in der Regel nichts zu sehen. Der Schall kommt oft von weit her und die Richtung ist nicht auszumachen. Während es in anderen tauchtouristisch interessanten Gegenden Indonesiens ruhig geworden ist, geht die Dynamitfischerei auf den Togian Inseln ungebremst weiter.
Die Inselgruppe liegt im Tomini Golf, der knapp unterhalb des Äquators Zentralsulawesi von Nordsulawesi trennt. Von Reiseveranstaltern wird dieses Tauchziel nur zurückhaltend vermarktet. Das liegt aber nicht daran, dass die Togian Inseln für Taucher uninteressant wären, sondern hat etwas mit der Erreichbarkeit dieser tropischen Südseeinseln zu tun. Bei einer Anreisedauer von nicht unter drei Tagen muss man schon sehr viel Zeit haben, um dorthin zu reisen. Bis Ampana oder Gorontalo kann man fliegen. Danach geht es mit wenig komfortablen Fähren weiter.
Einmal angekommen werden Südseefantasien wach: Grüne, tropische Inseln im türkisfarbenen Meer. Herz, was willst du mehr? Und in der Tat, die meisten Gäste lassen es sich in der Hängematte oder am Strand mit einem kühlen Bintang, das ist Indonesiens bekannteste Biermarke, erstmal gut gehen. Zwischendurch schnorchelt man zum Abkühlen an der Riffkante und bewundert die farbenfrohen Korallenfische im klaren Wasser.
Die Togian Inseln sind in Gefahr
Wer wie ich schon mehrfach auf den Togian Inseln war, kann aber auch die Kehrseite dieser Südseeidylle nicht übersehen. Vor über 20 Jahren sah es hier noch anders aus. Die farbigen Korallenfische sind zwar noch da, aber die Korallen erweisen sich bei genauerem Hinsehen als schwer geschädigt. Gerade im flachen Uferbereich und in strömungsarmen Tauchplätzen sind praktisch alle Korallen der Korallenbleiche in den Jahren 2016/17 zum Opfer gefallen. Nur an den Steilkanten sieht man vor allem in größerer Tiefe noch einigermaßen intakte Hartkorallen. Früher schwammen ganze Schulen von Büffelkopf Papageienfischen im Uferbereich herum, heute sieht man nur noch vereinzelte Exemplare. Sie finden nur noch wenig zum Knabbern.
Auf den Togian Inseln sind sehr viele Bajos – Seezigeuner – zu Hause. Sie leben in Stelzenhäusern über dem Wasser und waren früher Apnoetaucher, die mit selbst hergestellten Harpunen Fische in den Riffen jagten. Irgendwann kamen sie – vermutlich mit Hilfe chinesischer Händler – in Kontakt mit Dynamit, das sie seit dieser Zeit intensiv zum Fischen einsetzen. Abgerissen Finger und Hände der Bajos sprechen da eine deutliche Sprache.
Unter Wasser kann man die Folgen dieser destruktiven Fangmethode ebenfalls sehen. Auf sandigen Flächen sind es „nur“ große Krater. Fällt die Dynamitladung aber auf Korallen, werden diese total zerstört.
Besonders vor Una Una, der Insel mit den besten Tauchplätzen der Togian Inseln, findet man mehrere erst kürzlich zerbombte Riffe. Man wundert sich, dass hier immer noch Fische in großer Zahl herum schwimmen. Wenn dieses Bomben nicht beendet wird, werden die Bajos sich in nicht allzu langer Zeit selbst ihrer Lebensgrundlage beraubt haben. Was dann?
Weitere Informationen über die Togian Inseln findest du in einem ausführlichen Beitrag im Bodeweb.