Wakatobi: Tauchen vor Tomia
Mittwoch, 26. Februar 2020
Im letzten Blog-Beitrag hatte ich ja bereits über unsere Erlebnisse auf der Insel Hoga im Wakatobi Archipel berichtet.
Nach fast zwei Wochen auf Hoga, sagten wir dem Resort ade und ließen uns von unserem Freund Pondang, einem Bajo (See-Nomade) aus Kaledupa, mit seinem kleinen Boot zur weiter südlich gelegenen Insel Tomia fahren.
Das kann man nicht zu jeder Jahreszeit machen. Ende November hatte der Nordwest-Monsun aber noch nicht begonnen. Es war immer noch brütend heiß und das Meer spiegelglatt, so dass wir schon nach knapp 3 Stunden in Tomia ankamen.
Pondang konnte die Überfahrt gut mit einem kleinen Fischzug verbinden und nahm gleich noch zwei weitere Bajos mit, die ihm beim Fischen helfen sollten.
Alternativ hätte wir auch mit der lokalen Fähre für erheblich weniger Geld von Kaledupa aus nach Tomia fahren können.
Marind Dive Eco Resort
In Tomia angekommen wurden wir im Hafen von Waha von Marcel, dem holländischen Miteigentümer des neuen Marind Dive Eco Resorts mit dem Auto abgeholt und auf direktem Weg zur neuen Anlage gebracht, die sich nur wenige Kilometer südwestlich des Hafens in dem kleinen Dorf Kollo Soha befindet.
Gute Lage
Die Lage lässt an sich nichts zu wünschen übrig. Das Resort liegt am Ortsrand direkt an der Felskante etwa 20 m über dem Meer. Man blickt nach Westen über eine kleine Plantage mit Kokospalmen hinweg direkt auf einige der besten Tauchplätze vor Tomia, und ähnlich wie auf Hoga sind die Sonnenuntergänge auch hier spektakulär.
Auf dem Gelände unterhalb des Resorts soll unter den Palmen eine Tauchbasis entstehen. Dafür wird noch ein Investor gesucht. Im Moment fahren die Taucher noch mit dem Auto oder Moped zum Hafen von Waha, wo ein lokales Tauchboot auf die Gäste wartet.
Im November 2019 waren das Restaurant mit Bar und Billardtisch sowie zwei geräumige, geschmackvoll eingerichtete Bungalows fertig gestellt. Der dritte stand kurz vor der Fertigstellung. Der Bau von drei weiteren, etwas kleinerer Bungalows ist geplant.
Der Garten war ebenfalls bereits bepflanzt und wurde jeden Tag eifrig bewässert.
Alles noch neu
Die Mahlzeiten werden im großen Restaurant serviert. Sie werden liebevoll auf den Tellern arrangiert und schmecken gut. Das verwendete Geschirr ist nicht immer praktisch. Die Mengen waren ausreichend. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass andere Gäste gerne etwas mehr auf dem Teller gehabt hätten. Die Küche arbeitet recht langsam. Hier ist noch Personaltraining erforderlich. Wie in vielen anderen abgelegenen Gegenden in Indonesien ist es auch hier in Wakatobi schwierig, gut ausgebildetes und fleißiges Personal zu finden.
Elektrizität steht im Prinzip 24h zur Verfügung. Während unseres Aufenthaltes fiel der Strom allerdings sehr häufig aus. Da die beiden Notstromgeneratoren auch defekt waren, saßen wir nachmittags oft ohne Strom vor dem Bungalow. Natürlich funktionierte dann auch die etwas unterdimensionierte Klimaanlage im Bungalow nicht. Wegen der abgelegenen Lage von Tomia dauert es oft wochenlang bis Ersatzteile auf der Insel ankommen.
Sonnenuntergänge vom Feinsten
Für den Sundowner vor einer spektakulären Kulisse bietet sich entweder die Bar des Resorts oder die geräumige Terrasse der Bungalows an. Wir genossen die Show mit einem kühlen Bintang meistens von unserer Bungalowterrasse aus, weil wir ohnehin die einzigen Gäste im Resort waren.
Einen eigenen Strand hat das Resort nicht. Wer einen schönen, weißen Sandstrand sucht, muss ein paar hundert Meter nach Süden zum Hondue Beach laufen.
Dank der Lage am Ortsrand war es im Marind Resort ziemlich ruhig. Auch die Belästigungen durch die überdimensionierten Lautsprecher der Moschee des Dorfes hielten sich in akzeptablen Grenzen. Jeden Morgen gegen vier Uhr erfolgte allerdings das Wecken durch den freundlichen Imam und am Donnerstag werden die Gebete und Gesänge der Frauen des Dorfes live übertragen. In ihrem religiösen Eifer finden die Damen in der Moschee dann gefühlt kein Ende. Nachts sollte man daher immer eine Packung Ohropax neben dem Bett liegen haben.
Tauchen in Tomia
Wie bereits erwähnt existiert die geplante Tauchbasis zur Zeit noch nicht. Wir fuhren daher jeden Morgen zum Hafen in Waha und dann mit einem geräumigen Tauchboot zu den Tauchplätzen vor Tomia. Es gab genügend Platz zum Ablegen der Kamera und im Heck ist eine Toilette mit Sitzklo untergebracht.
Getaucht wird mit 12l Flaschen. Nitrox wurde nicht angeboten. Die Crew war hilfsbereit und unser Kapitän konnte die Tauchplätze.
Unser Tauchguide war immerhin Padi-Divemaster, zeigte aber unter Wasser nicht sehr viel. Über seine Aufgaben als Diveguide war er sich offensichtlich nicht so richtig im Klaren. Auf eine zukünftigen Tauchbasenleiter*in kommt da auf jeden Fall noch viel Arbeit zu.
Tauchplätze
Getaucht werden kann im Prinzip an allen Tauchplätzen, die auch vom Wakatobi Dive Resort (WDR) angefahren werden, falls nicht schon ein Tauchboot des WDR am Tauchplatz ist. Dann fährt man zu einem anderen Tauchplatz in der Nähe. Also eine durchaus sinnvolle Regelung. Während unseres gesamten Aufenthaltes auf Tomia passierte das aber nur ein einziges Mal.
Ausgenommen von dieser Regelung ist allerdings das Hausriff des WDR, wobei das Resort die Definition Hausriff sehr weit auslegt. Im Prinzip handelt es sich dabei um die gesamte, etwa 2 km lange Westküste der durch eine schmale Meeresstraße von Tomia abgetrennten Insel Tolondano auf der das Resort liegt.
Das lässt sich aber verschmerzen. Das Hausriff ist zwar nicht schlecht, es gibt aber eindeutig bessere Plätze in der Umgebung, die nicht umsonst von den Tauchbooten des WDR regelmäßig angefahren werden.
Weltklasse Tauchen
Während der Tauchgänge reihte sich in Tomia ein Highlight an das andere. Die Sicht war noch besser als die schon gute Sicht vor Hoga. Herausragend war allerdings die große Biomasse im Wasser. Wir waren bei fast allen Tauchgängen von großen Sardinenschwärmen umgeben, was mich an manche Tauchgänge in Raja Ampat und Komodo erinnerte. Mehrmals begegneten wir großen Barrakuda- und Makrelenschwärmen, die sich im klaren Wasser gut filmen ließen. Große Napoleons, Büffelkopf-Papgeienfische, Fledermausfische und Schildkröten sahen wir ebenfalls bei den meisten Tauchgängen. Die Korallen waren in einem insgesamt zufriedenstellenden Zustand. Die Korallendiversität ist groß, aber geringer als in anderen indonesischen Hotspots der marinen Biodiversität. Die Schutzmaßnahmen des Wakatobi Dive Resort wirken sich vor Tomia besonders positiv im Hinblick auf die Biomasse aus. Es gibt nur wenige Tauchgebiete in Indonesien, wo man unter Wasser noch so viel Fisch sehen kann. Schon allein deshalb lohnt sich ein Besuch von Tomia.
Haie: Fehlanzeige!
Wie schon in Hoga sahen wir auch vor Tomia während unseres Aufenthaltes keinen einzigen Hai. Sogar für indonesische Verhältnisse ist die Haipopulation in Wakatobi extrem klein und hat sich nach den Exzessen der Haifischflossenmafia in den vergangenen Jahrzehnten immer noch nicht erholt.
Weitere Aktivitäten auf Tomia
Da wir jeden Tag statt der empfohlenen drei Tauchgänge nur zwei durchführten, blieb genügend Zeit zum Kennenlernen der Umgebung und der gesamten Insel. Die Menschen auf Tomia sind freundlich und neugierig wie überall in Indonesien. Ohne die obligatorischen Selfies und Handyfotos kommt man selten wieder weg.
Man kann mit dem Moped einmal um die ganze Insel herumfahren. Die Straße ist im Großen und Ganzen in Ordnung. Im Süden gibt es allerdings längere Strecken, wo sich ein Schlagloch an das andere reiht. Man fährt durch kleine Dörfer, manchmal auch durch kleine Waldgebiete. Immer wieder gibt es schöne Ausblicke auf das Meer und vorgelagerte Inseln.
Unterwegs lohnt sich ein Besuch einer Höhenfestung. In diese befestigte Stellung auf einem Bergrücken zog sich die Bevölkerung bei Piratenangriffen in der Vergangenheit zurück. Alte Kanonen und Verteidigungsanlagen zeugen noch von dieser kriegerischen Vergangenheit. Benteng Patua ist von Waha aus in etwa einer halben Stunde mit dem Moped zu erreichen. Ein lohnender Nachmittagsausflug. Eine weitere befestigte Anlage liegt im Süden von Tomia.
Beliebt ist auch kurz vor Sonnenuntergang eine Fahrt zum höchsten Punkt von Tomia. Von dort hat man eine wunderbare Sicht auf die vorgelagerte Insel Tondano und die untergehende Sonne im Westen.