Vom Transport der Arten

Vom Transport der Arten

Banggai Kardinalfische

14 April 2010

Bei meinem letzten Besuch einer der Hotspots der Artenvielfalt in Indonesien, in Ambon auf den Molukken, kam ich auch ins Gespräch mit unseren beiden Tauchguides. Beide hatten vorher in Lembeh in renomierten Resorts (Kungkungan Bay Resort und Lembeh Divers Lodge) gearbeitet und waren bei Larry Smith in die Lehre gegangen.

Sie hatten also in Lembeh eine ausgezeichnete Ausbildung erhalten und waren mit den Tieren, die wir in Ambon fanden, bestens vertraut. Beide meinten, dass Ambon besser als Lembeh sei, vor allem wegen der guten Sicht und wegen der noch fehlenden Konkurrenz anderer Tauchbasen. Einer der beiden erklärte mir dann sogar, er werde bei seinem nächsten Besuch in Lembeh einige Banggai Kardinalfische aus Lembeh mitbringen, die würden in Ambon noch fehlen. Dann hätte man alles, was Lembeh zu bieten hat und sogar noch einige Arten mehr.

Das machte mich hellhörig, denn auch der Banggai Kardinalfisch kam ursprünglich in Lembeh überhaupt nicht vor. Er wurde in den 90iger Jahren aus dem nur schwer zugänglichen Banggai Archipel nach Lembeh gebracht, um in der Nähe des internationalen Flughafens von Manado, ein leicht erreichbares Reservoir dieses beliebten Aquarienfisches aufzubauen.

Dies ist auch vortrefflich gelungen. Die Banggai Kardinalfische haben sich zur Freude der Aquarianer und der UW-Fotografen prächtig vermehrt und machen in den Seeanemonen den einheimischen Anemonenfischen das Leben schwer. Sie nutzen nämlich dasselbe Habitat wie die beliebten Clownfischarten.

Tatsächlich ist es in Lembeh ein offenes Geheimnis, dass sich die Tauchguides einiger Resorts (die Mehrheit macht so etwas natürlich nicht!) gegenseitig die interessantesten Motive für UW-Fotografen wegnehmen und an anderen Orten, möglichst nahe beim eigenen Resort, wieder aussetzen.

Das lohnt sich besonders bei relativ stationären Arten. Wenn man ein Pärchen der Harlekingarnele einfängt, an einem anderen Tauchplatz mit guten Versteckmöglichkeiten und einem ausreichenden Angebot an Seesternen wieder aussetzt, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass die Tierchen auch dort bleiben werden.

Das funktioniert auch mit Zwergseepferdchen, Anglerfischen und Rhinopias. Auf diese Art und Weise können besonders Resorts, die etwas abgelegener liegen, sich in der näheren Umgebung der Tauchbasis ein Angebot mit allen Lembeh-Highlights aufbauen. Die Gäste sind glücklich, haben nur kurze Ausfahrten und der Resortbesitzer spart obendrein noch Sprit.

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Dieser Transport von Arten in Indonesien von einem Tauchplatz zum anderen könnte auch ein Grund dafür sein, dass man z. B. den berühmten Ambon-Skorpionfisch zwar in Lembeh und Bali findet aber nicht mehr dort, wo er ursprünglich am häufigsten auftrat – in Ambon. Zufall?

Ich bin mir da nicht sicher. In Ambon ist man auf jeden Fall davon überzeugt, dass Ambon-Skorpionfische im Flugzeug aus Ambon nach Bali und Lembeh transportiert worden sind und dass dies so radikal und gründlich geschah, dass man nun in Ambon keine mehr findet.


2 comments

  1. 18. April 2010 at 13:43

    Das oben erwähnte Transportwesen funktioniert nicht nur in Indonesien sondern scheinbar überall wo es „clevere „Guides gibt.Fauna und Flora von Kapalei(Malaysia) z.b. wurde und wird so natürlich erweitert.

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    1. 18. April 2010 at 16:07

      Hallo Helmut,
      ich vermute mal, dass du das ,,natürlich“ eher ironisch meinst. Das Einbürgern fremder Arten kann durchaus gravierende Folgen für ein Biotop haben. Beispiele dafür gibt es reichlich. Die Ausbreitung der Banggai Kardinalfische in Lembeh hat glücklicherweise bisher – wenn man von der Verdrängung der Anemonenfische absieht – keine gravierenden Folgen gezeigt. Ganz aktuell ist z.B. die Feuerfisch-Plage in der Karibik. Da die Tiere bisher dort nicht vorkamen, haben sie auch keinerlei Fressfeinde, vermehren sich unkontrolliert und fressen alles weg, was ihnen vor die Mäuler kommt. Auch in diesem Fall waren die Schuldigen vermutlich wieder mal die Aquarianer, die ihre Tierchen loswerden wollten.
      Grüße
      Michael

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