Tauchen in Tolitoli

Tolitoli ist eine kleine Stadt in Zentralsulawesi (Sulawesi Tengah) und liegt im äußersten Nordwesten dieser indonesischen Insel, am östlich Rand der Straße von Makassar, die Sulawesi von Borneo/Kalimantan trennt.
Da die indonesische Sprache kein langes o kennt, wird Tolitoli wie [tɔlitɔli] ausgesprochen, was natürlich zu mancherlei Wortspielen anregt.
Auf der gegenüberliegenden Seite liegen so bekannte Tauchziele wie Derawan, Sangkalaki und das Maratua Atoll.
Vom Tauchen auf der Sulawesi-Seite hat man bisher noch nicht viel gehört. Ein Grund mehr, dass ich mich im November 2019 nach einem Kurzbesuch im Prince John Dive Resort auf nach Norden in Richtung Tolitoli machte.

Video: Tauchen in Tolitoli

Ein kurzes Video über meine Taucherlebnisse in Tolitoli. Die Bedingungen sind nur etwas für leidensfähige Taucher. Wer unbedingt Dugongs sehen möchte, braucht hier sehr viel Zeit. Ja, es gibt hier noch einige Exemplare. Sie sind aber sehr scheu und noch schwieriger dürfte es sein, diese Tiere vor die Kamera zu bekommen.
Da Vimeo in Indonesien gesperrt ist, findest du hier den Link zum selben Video auf YouTube: https://youtu.be/f42NRxjN39s

Wie kommt man nach Tolitoli?

Mit dem Auto schafft man die Strecke von Palu nach Tolitoli in etwa 9 Stunden. Man kann auch fliegen, wenn man mit weniger Gepäck unterwegs ist. Dann verpasst man allerdings die landschaftlich interessante Strecke entlang der Küste und durch die Berge von Sulawesi.

Die Straße führt von Palu aus zuerst über die Berge zur Tomini Bucht auf der gegenüberliegenden Seite. Dann geht die Fahrt immer der Küste entlang bis man schließlich nach etwa 260 km erneut über die Berge nach Norden Richtung Tolitoli abbiegen kann.
Besonders iim Gebirge gibt es immer wieder schöne Ausblicke, aber man ist doch schließlich froh, wenn man nach einem ganzen Tag im Auto am Ziel angekommen ist.
Die streckenweise sehr schlechte Straße ist definitiv nichts für Leute mit Rückenproblemen. Immerhin gewinnt man während einer solchen Fahrt ein Gespür für die Größe von Sulawesi. Die Insel ist wirklich sehr groß!
Im Nebelwald
Essenspause auf der Fahrt nach Tolitoli
Fahrt nach Tolitoli durch den Dschungel
Dschungel im Gebirge bei Tolitoli

Tolitoli: Tristesse in grau und braun

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Schon in Palu hatte mich mein Freund Peter vorgewarnt und gefragt, warum wir denn ausgerechnet nach Tolitoli fahren wollten. Da sähe es doch aus wie in einer Stadt in einem Wildwest-Klassiker.
So ganz unrecht hatte er da nicht. Der Uferbereich um Hafen und Markt ist völlig zugemüllt und auch sonst gibt es in Tolitoli wenig Schönes und Traditionelles zu besichtigen.
Dabei ist die Lage der kleinen Stadt in einer großen, von bewaldeten Bergen umgebenen Bucht eigentlich recht schön.
Die ursprünglichen Bewohner der Gegend, die hier noch eine mit dem philippinischen Tagalog verwandte Sprache sprechen, sind mittlerweile zur Minderheit geworden.
Das Straßenbild ist geprägt vom Hijab-Grau und -Braun der Zuwanderer vor allem aus Süd-Sulawesi. Im Zentrum der Stadt steht ein großes Denkmal, das die Tolitolis in ihrer traditionellen Tracht zeigt. Da stellt man dann überrascht fest, dass die Frauen hier früher ganz ohne Kopfbedeckung herumliefen.
Heute trifft man beim Einkaufsbummel in der Stadt keine Frau mehr ohne den obligatorischen Hijab, selbst Babys und Kleinkinder packt man schon unter den Schleier.
In diesem abgelegenen und abgehängten Teil von Sulawesi konnte sich in den letzten 20 Jahren wie übrigens auch in vielen anderen Gegenden in Indonesien ein wahhabitisch geprägter Islam breit machen. In Tolitoli hat Indonesien seine Farben bereits verloren!
Farbtupfer werden allenfalls noch von den Marktständen in der Hafengegend gesetzt, wo ein üppiges Angebot an Früchten zum Verkauf steht.
Bucht von Tolitoli
Fischerboot in der Tolitoli-Bucht
Dresscode in Tolitoli
Kleinkind mit Hijab, Tolitoli
Zwei Mädchen im Hijab
Markt in Tolitoli
Obststand in Tolitoli
Vermüllter Strand in Tolitoli
Vermüllter Strand auf Insel vor Tolitoli
Becak in Tolitoli
Becak in Tolitoli
Drei Frauen in Tolitoli
Bokidive Homestay
Hotels oder Bungalows am Strand gibt es in Tolitoli leider nicht, so dass man auf die wenigen, einfachen Unterkünfte in der Stadt angewiesen ist.
Wir hatten bereits vorab unsere Unterkunft im Bokidive Homestay gebucht, was sich im Nachhinein auch als beste Wahl für Tolitoli herausstellte. Es gibt in Tolitoli leider nichts, was man als Alternative empfehlen könnte.
Im Bokidive Homestay schläft man in kleinen, einfach eingerichteten klimatisierten Zimmern. Da man im Einzugsbereich von gleich zwei Moscheen wohnt, kommt man nachts nicht ohne Ohropax aus. Allerdings schafft es auch der beste Gehörschutz nicht, den Lärm der beiden Imame zu unterdrücken.
Mahlzeiten werden im großen Haus der Familie eingenommen. Das Essen ist gut und reichhaltig und wird von einer Hausangestellten jeden Tag frisch gekocht.
Bokidive Homestay Außenansicht
Bokidive Homestay
Bokidive Homestay Einfahrt
Bokidive Homestay Eingang
Bokidive Schild mit Moschee im Hintergrund
Bokidive Aufenthaltsraum
Bokidive Wohnzimmer

Tauchen in Tolitoli

Wie bereits einleitend beschrieben, birgt die Lage von Tolitoli am nördlichen Eingang der Straße von Makassar durchaus taucherisches Potential. Immerhin ist das Meer zwischen Tolitoli und Kalimantan über 2000 m tief und alles Große, das vom Pazifik in den Indischen Ozean unterwegs ist, muss hier durch.
Warum sollte sich die Unterwasserwelt hier an der Ostküste der Makassar-Straße von der Westküste unterscheiden?

Dugongs - Seekühe

Ein weiterer Grund für meinen Besuch war das Vorkommen von Dugongs. In der Küstengegend um Tolitoli werden immer wieder Seekühe gesichtet. Neuerdings gibt es sogar Bestrebungen diese großen Meeressäuger besser zu schützen. Um die scheuen Tiere sehen zu können, benötigt man aber viel Zeit und Ausdauer. Das mussten wir selbst erfahren, denn wir hatten während unseres Aufenthaltes kein Glück.
Strand von Lalos
Obwohl wir mehrmals am Strand von Lalos über den Seegraswiesen nach Dugongs Ausschau hielten ließ sich während unseres fast zweiwöchigen Besuchs keines dieser scheuen Tiere blicken. Die Fischer berichteten uns aber über regelmäßige Dugong-Begegnungen.
Der kilometerlange Strand von Lalos im Norden von Tolitoli, ist unter den Einheimischen an Wochenenden ein beliebtes Ausflugsziel. Nur wenige Meter von Strand entfernt erstrecken sich hier in 3 - 6 m Tiefe ausgedehnte Seegraswiesen, die gerne von Dugongs aufgesucht werden.
Mangels Dugongs mussten wir uns mit den Seegraswiesen und Makromotiven an einer Jetty begnügen. Immerhin fanden wir einen großen, schwarzen Anglerfisch an der Jetty und im Seegras viele Seepferdchen, Seenadeln, Geistesmuränen, Anemonenfische und Nacktkiemenschnecken.
Da wir diesen Tauchgang im Laufe unseres Aufenthaltes in Tolitoli mehrfach machten - immer in der Hoffnung endlich eine Seekuh zu sehen - wurde es mit der Zeit aber etwas langweilig dort zu tauchen.

Inseltauchen vor Tolitoli

In der Bucht vor Tolitoli liegen mehrer Inseln, die sich für Tauchausflüge eignen. Vor Pulau Simatang im Westen sollen ebenfalls einige Dugongs zu Hause sein. Weiter südlich liegt Pulau Lingayan. Die bewohnte Insel ist von einem Saumriff umgeben und bietet strömungsreiche Tauchplätze an der Westseite. Die Anreise von Tolitoli dauert allerdings lange: Bis zum Hafen in Ogotua ist man mit dem Auto gut 3 Stunden unterwegs, danach dauert es mit lokalen Booten noch einmal eine gute Stunde bis man an den Tauchplätzen angekommen ist.

Näher dran liegen die direkt vor Tolitoli gelegenen Inseln Lutungan und Kabetan mit kleineren vorgelagerten Inseln (Pulau Tiga). Besonders vor Kabetan machten wir eine ganze Anzahl von Tauchgängen. Die Riffe haben unter Dynamitfischerei in der Vergangenheit gelitten, sind aber auf dem Wege der Regeneration. Insgesamt sahen wir wenig Fisch. Ein paar Adlerrochen stellten schon das absolute Highlight dar, hin und wieder tauchten kleine Napoleons auf.

Während unseres einwöchigen Aufenthaltes in Tolitoli sahen wir übrigens nicht einen einzigen Hai. Viele Tauchgänge waren einfach nur langweilig, was zum Teil aber auch an den Tauchguides lag, die ihre eigenen Tauchplätze nicht gut kannten, zu unerfahren waren und überhaupt keine Vorstellung davon hatten, wie man einen guten Tauchgang plant und durchführt.

Nördlich von Tolitoli liegt Pulau Sabang Tende. Kleine Hütten am Strand, ein im Bau befindliches großes Haus, in dem einmal eine von der Tourismusbehörde geplante Tauchbasis untergebracht werden soll, deuten darauf hin, dass Sabang an Wochenenden ein beliebtes Ziel der Einheimischen ist.
Die kleine Insel Sabang ist über eine Jetty mit dem Festland verbunden. Die Woche über ist hier aber nichts los. Getaucht wird, indem man sich auf der großen, überdachten Jetty umzieht und dann in schmale Auslegerboote umsteigt. Vor Sabang findet man schöne Hartkorallen und wie überall um Tolitoli wenig Fisch. Immerhin sahen wir am Tauchplatz Traffic Jam einen Schwarm kleiner Barrakudas und zwei kleine Napoleons.

Noch weiter im Norden liegen zwei weitere Insel: Pulau Kapas und Pulau Salando. Auch hier ist erstmal eine längere Anfahrt mit dem Auto erforderlich. Mit lokalen Fischerbooten erreicht man dann die Tauchplätze auf der Westseite der Inseln.
Vor der Nordküste von Salando soll es sogar Haie geben. Wir haben das allerdings nicht überprüft.
Strand bei Tolitoli
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Pulau Sabang Tende
Oberflächenpause bei Tolitoli
Tauchen mit dem Fischerboot
Pulau Salando

Bokidive - die Tauchbasis

Bokidive als Tauchbasis zu bezeichnen wäre eine Übertreibung. Im Prinzip handelt es sich um das große Elternhaus der Tauchbasenleiterin Ariyati mit einigen kleinen Gästezimmern, einem Schulungsbereich im Obergeschoss und dem von Familie und Gästen gemeinsam genutzten Bereich im Erdgeschoss.
Das Haus liegt mitten in der Stadt in einer ruhigen Gegend, wenn man von dem unvermeidbaren Lärm der beiden Moscheen in der Nachbarschaft absieht. Als Gast hat man nur die Möglichkeit sich im Wohnzimmer der Familie oder im eigenen kleinen Zimmer aufzuhalten. Es gibt keine Sitzmöglichkeit im Freien und keine schöne Aussicht.
Die Flaschen werden vor dem Haus auf einer kleinen Terrasse im Freien gefüllt. Das kann ganz schön laut werden.

Jeden Morgen wird die gesamte Taucherausrüstung auf Pickups geladen. Gäste und Material werden dann entweder direkt zu den Tauchplätzen oder zum Hafen gefahren.
Das Tauchboot von Bokidive stellte sich als absolute Katastrophe heraus. Auf dem beschatteten Vorderdeck konnte man nirgends aufrecht stehen. Die löchrige Persenning zur Beschattung war so niedrig angebracht, dass man sich nur gebückt bewegen konnte. Sauerstoff und Material zur Ersten Hilfe waren natürlich auch nicht an Bord. Da sich das Boot nur im Vorwärtsgang manövrieren ließ, war das Anfahren der Tauchplätze und dann später nach Beendigung des Tauchgang das Wiedereinsteigen auf einer primitiven Holzleiter eine umständliche Aktion. Glücklicherweise hatten wir bei unseren Ausfahrten immer ruhige See.
Weiter entfernte Tauchplätze werden ebenfalls mit dem Pickups angefahren. Dann folgt der Umstieg in wackelige Auslegerboote der Fischer. Eines dieser kleinen Boote hätten wir nach einem Tauchgang beim Einstieg fast zum Kentern gebracht. Natürlich gibt es auf diesen kleinen Booten keine Einstieghilfen und weder die Bootsführer noch die Tauchguides sind eine große Hilfe.
Bokidive Tauchguides und Gäste
Beladen des Pickups am Morgen
Lalos: Entladen des Pickups
Vor einem unserer vielen Tauchgänge bei Lalos
Mittagspause in Sabang
Oberflächenpause in Lalos
Bokidive Tauchboot
Bokidive Tauchboot Vorderteil
Bokidive Tauchboot
Auch ein Tauchboot!
Rustikales Tauchen vor Tolitoli
Die Tauchguides selbst sind völlig unerfahren und machen unter Wasser ihr eigenes Ding. Einer war nur dafür da, die Gäste zu fotografieren und im Anschluss Bilder auf Facebook zu posten. Glücklicherweise war er nicht oft dabei, weil er in der Regel etwas vergessen hatte (mal die Flossen, dann die Maske, …). Der andere schwamm vorneweg, ohne etwas zu zeigen oder sich um die Gäste zu kümmern. Logischerweise gab es auch kein Briefing vor den Tauchgängen. Wir bekamen die ungefähre Richtung angezeigt und los ging es.

Die Chefin, Ariyati, begleitete uns nicht auf einem einzigen Tauchgang. Sie verabschiedete sich nach drei Tagen, um ihren neuen Job in Kalimantan anzutreten. Sie scheint der Überzeugung zu sein, dass man eine Tauchbasis quasi so nebenbei managen kann. Ein bisschen Werbung über Facebook und schon läuft es. Tut es aber leider nicht. Wir blieben zurück in Tolitoli mit unseren beiden unerfahrenen Tauchguides. Der eine hatte nur ein paar Tauchgänge in Tolitoli gemacht, der andere seine Ausbildung bis zum AOWD in Jakarta.
Keiner der beiden hatte auch nur die geringste Vorstellung davon, welche Aufgaben ein Tauchguide wahrzunehmen hat. Der Service war einfach unterirdisch schlecht.
Vom Tauchen mit Bokidive kann ich daher nur abraten. Für den viel zu hohen Preis erhält man keinen entsprechenden Gegenwert. Bei einem Aufenthalt von 8 Tagen zahlten wir zu zweit 1100 € für 18 Tauchgänge, inkl. Verpflegung, Transfer von Palu und nach Gorontalo und einen Tagesausflug nach Pinjang um Maleos, sog. Großfußhühner, die ihre Eier im warmen Sand vergraben, zu beobachten.

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