Die neue Grenze: Triton Bucht

Triton Bucht: Karte von Torres 1606
Weit im Südosten von Indonesien und außerhalb des Raja Ampat Gebietes liegt ein Tauchgebiet, von dem nur wenige Insider gehört haben und das nur von einer Handvoll Taucher bisher betaucht wurde: Die Triton Bucht (Triton Bay) am südöstlichen Ende des Vogelkopfes von Neuguinea.

Der spanische Entdecker Torres kam nach seiner Fahrt durch die nach ihm benannte Torres Straße zwischen Australien und Neuguinea 1606 hier vorbei und verbrachte einige Zeit in Bucht, um die maroden Schiffe seiner kleinen Flotte wieder notdürftig zu reparieren. Torres fertigte auch die erste Karte dieser Bucht an.

Nach dem Besuch des Torres im 17. Jahrhundert erhielten die dort wohnenden Papua-Stämme nur vereinzelte Besuche von Sklavenhändlern aus dem westlich gelegenen Sultanat Tidore, die Gefangene, die bei den dauernden Stammeskämpfen der Papuas abfielen, nach Tidore oder Ternate verschleppten, um sie dort weiter zu verkaufen. Dies hörte auch nicht auf, als die Holländer ab etwa 1663 den Portugiesen den lukrativen Gewürzhandel entrissen und sich auf den westlich gelegenen Molukken festsetzten.
Die Holländer kamen zwar auch in diese Region, zeigten aber letztlich kein großes Interesse an diesem für sie wirtschaftlich uninteressanten Gebiet.
1828 segelte die holländische Korvette Triton in die Bucht und ihrem Kapitän, dem Leutnant zur See Steenboom, fiel damals nichts Besseres ein, als die landschaftlich schöne Bucht Triton Bucht zu nennen.

Video: Triton Bucht


Erst 1874 kam wieder ein Europäer in die Triton Bucht: ein Russe mit Namen Nikolai Nikolajewitsch Miklucho-Maklai.
Miklucho-Maklai war in der damaligen Zeit so etwas wie ein Reinhold Messner in heutigen Tagen. Er stammte aus einer verarmten russischen Adelsfamilie und hatte in Heidelberg, Leipzig und Jena studiert. In Jena traf er auf den deutschen Naturforscher Ernst Haeckel und begleitete ihn noch als junger Student auf dessen Forschungsreisen auf die Kanaren. Danach schlug sich Maklai auf abenteuerlichen Wegen und als Muslim verkleidet bis zum Roten Meer und Arabien durch.
Seine abenteuerlichste und gefährlichste Reise war allerdings sein etwa einjähriger Solo-Aufenthalt in der Astrolabe Bucht an der Nordküste von Neuguinea. Nachdem er von dort nach einem Jahr relativ unversehrt – wenn man von einer chronischen Malariainfektion absieht – zurückkehrte, wurde er zum Star der damaligen Entdecker- und Forscherszene.
So gelang es ihm dann auch im Jahr 1874 – obwohl immer klamm und in Geldnot – mithilfe des holländischen Gouverneurs in Batavia und des Sultans von Ternate eine kleine Expedition auszurüsten, die ihn schließlich in die Triton Bucht bringen sollte. Tatsächlich baute sich Maklai am Kap Aiwa, am Eingang zur Triton Bucht, eine Hütte und lebte mehrere Monate in der Gegend, die wegen der dauernden Stammesfehden alles andere als sicher war. Natürlich wurde er auch überfallen und nach der Rückkehr von einer seiner Expeditionen fand er ein Teil seiner Mannschaft zerstückelt und unvollständig auf dem Seziertisch in seiner verwüsteten Hütte wieder. Zweifellos hätte diese Story genug Potential für einen spannenden Dokumentarfilm.

Erst Ende 2006 tauchte der Name Triton Bucht wieder in einigen Medien auf. Im Frühjahr desselben Jahres hatte eine Expedition des WWF und Conservation International 52 neue Tierarten im Vogelkop-Gebiet entdeckt. Was der Öffentlichkeit damals allerdings nicht mitgeteilt wurde, war die Tatsache, dass die Expedition neben dem Raja Ampat Gebiet auch die Triton Bucht zum Ziel hatte, die in den Augen der beteiligten Wissenschaftler die eigentliche Überraschung dieser Expedition im Hinblick auf die Artenvielfalt darstellte. Um die Bucht, die damals noch keinerlei Schutzstatus hatte, vor Plünderungen durch die auch in dieser abgelegenen Region allgegenwärtigen Fischtrawler zu schützen, einigte man sich auf völliges Stillschweigen über die Triton Bucht. Daher musste ich mich bei meinem ersten Besuch der Triton Bucht im Jahre 2007 auch verpflichten, keine präzisen Informationen über diesen neuen Hotspot der Artenvielfalt in Indonesien zu veröffentlichen.

Mittlerweile hat sich der Schutzstatus der Bucht verbessert und Conservation International hat am Eingang der Bucht - gleich gegenüber einem der besten Tauchplätze - eine dauernd besetzte Forschungsstation errichtet, die auch eine ausreichende Kontrolle des Gebietes sicherstellt.

Wie kommt man zur Triton Bucht?

Karte Vogelkop und Triton Bucht

Die Karte zeigt den ungefähren Verlauf meiner zweiten Fahrt zur Triton Bucht im April 2009. Ausgangspunkt war Sorong an der Nordwestspitze des Vogelkopfes. Von dort ging es zuerst nach Misool und dann über die Pisang Inseln zum Momon-Wasserfall und danach zur Triton Bucht. Zwei Jahre zuvor begann die Tour ebenfalls in Sorong, endete allerdings in Kaimana, das nur wenige Bootsstunden von der Triton Bucht entfernt liegt und einen kleinen Flughafen hat.
Der Hin- oder Rückflug ab Kaimana ist immer mit einem gewissen Risiko behaftet. Ob man hin- oder wegkommt ist selbst für indonesische Verhältnisse eine ziemlich unsichere Angelegenheit. Man sollte auf jeden Fall noch genügend Zeit bis zum Rückflug nach Europa einkalkulieren, um gegebenenfalls auch einen etwas längeren Aufenthalt in Kaimana abpuffern zu können.

Tauchplätze am Vogelkop

Beginnt man seine Tauchsafari zur Triton Bucht in Sorong, ist in aller Regel die erste Station auf dem Weg nach Süden Misool. Dort kann man entweder die Riffe im Südosten betauchen oder aber - was ich auf jeden Fall empfehlen würde - man macht den Umweg über die Westseite und besucht die Blue Water Mangroves, wo man sich allerdings vor den Salzwasserkrokodilen in acht nehmen muss.
Fakfak Tauchplätze
Momon Wasserfall
Danach führt die Reise weiter nach Südosten zu den Pisang Inseln (Pulau Pisang), die nach einer Nachtfahrt am Morgen erreicht werden. Hier findet man unter Wasser interessante Felslandschaften und Wände sowie flache Riffbereiche mit gutem Korallenbewuchs.

Graham Abbot von Diving4Images hatte hier schon Super-Tauchgänge mit großen Fischschwärmen. Allerdings hatte ich bei meinen Besuchen dieser beiden Inselchen vor Fakfak weniger Glück. Alle Tauchgänge gehörten zur Kategorie 'ganz nett', also relativ wenig Fisch und abgesehen von vielen Nacktkiemenschnecken auch wenige Critters.
Nach einer weiteren Nachtfahrt erreicht man am nächsten Morgen den spektakulären Momon Wasserfall, der sich aus dichtem Dschungel aus etwa 15m Höhe direkt ins Meer stürzt. Hier gibt es Gelegenheit für tolle Aufnahmen und Baden unter dem Wasserfall.

Taucherisch bietet die Gegend eher Durchschnittskost und wer auf den Wasserfall verzichten kann, sollte sich überlegen, ob er nicht gleich direkt nach Nasawulan weiter fährt, um dort einige Tauchgänge zu machen. Hier findet man in geringer Tiefe viele schwarze Korallen und mit etwas Glück gelbe Zwergseepferdchen.
Ankerplatz in der Triton Bucht
Am nächsten Morgen kommt man dann in der malerisch gelegenen Triton Bucht an. Die meisten Tauchschiffe ankern hier - wie schon Torres 400 Jahre zuvor - im Windschatten der Insel Aiduma am Eingang zur Bucht. Hier befindet sich auch die Forschungsstation von Conservation International, deren Lichter man abends am Hang sehen kann.

Tauchplätze in der Triton Bucht

Tauchplätze in der Triton Bucht
Walking Shark
Die Tauchplätze in der Triton Bucht gehören zum Besten, was Indonesien unter Wasser zu bieten hat. Hier findet man noch völlig unberührte Riffe, riesige Fischschwärme und beachtliche Zackenbarsche, wie man sie in dieser Größe kaum noch in Indonesien antreffen kann.
Kaiserfisch und Weichkorallen
Little Komodo
Gerry Allan nannte diesen Tauchplatz so, weil er ihn an seine ersten Pioniertauchgänge in Komodo in den 70iger Jahren erinnerte. Fischschwärme, Zackenbarsche und Barrakudaschwärme können fast garantiert werden. Der Bewuchs an Schwarzen Korallen, die hier schon in einer Tiefe von 5 m vorkommen und Weichkorallen ist überwältigend. Für UW-Fotografen und -Filmer ist dieser Tauchplatz ein absolutes Highlight.

GPS-Point
Dies ist nicht irgendein GPS-Point, sondern ein weiterer Tauchplatz mit Suchtpotential. Er kann nur zwischen den Gezeiten betaucht werden - zu allen anderen Zeiten herrscht hier knackige Strömung, und es ist schwer, überhaupt runter zu kommen. Unten findet man dann aber alles, was Indonesien zu bieten hat, an einem Tauchplatz. Das halbmondförmige Riff wimmelt vor Fisch und an mehreren Stellen drehen sich große Makrelen und Schnapper im Kreis.
Zackenbarsch Triton Bucht
Wer davon noch nicht genug hat, findet auf dem Riffplateau eine Unterwasserhöhle, die durch das ganze Riff führt und an der gegenüber liegenden Seite an einer Steilwand endet.
Beim Durchtauchen muss man allerdings mit Gegenverkehr rechnen. In dieser Höhle leben Zackenbarsche, deren Größte Kleinwagenmaße haben. Man sollte daher auch nicht allzu schreckhaft sein, wenn man sich hier dazu entschließt, in die Unterwelt vorzustoßen.

Cathy's Rock
Cathy's Rock ist ein weiterer Spitzentauchplatz in der Nähe von Little Komodo. Dieser Tauchplatz bietet einfach alles. Schöne Felslandschaften mit einer Höhlre unter dem Felsen, Weichkorallen bis fast unter die Wasseroberfläche, Fischschwärme und Critters. Cathy's Rock bietet sich auch gut für Nachttauchgänge an. Mit etwas Glück kann man hier auch den 'Walking Shark' sehen, eine 2006 neu entdeckte Haiart.

Stumpy Rock
Stumpy Rock liegt am Eingang der Triton Bucht und ist ein Felsen mit einem vorgelagerten Unterwasserberg in 17m Tiefe. Hier wimmelt es nur so von Fisch. Dauernd ziehen große Fischschwärme vorbei, Makrelen drehen sich im Kreis und große Napoleons ziehen ihre Runden. Alles ist sehr fotogen - ein Spitzentauchplatz für UW-Fotografen.

Disney Land
Disney Land ist ebenfalls ein interessanter Tauchgang in der Iris Straße zwischen Aiduma und der kleineren Insel Dramai. Hier stehen viele Süßlippen und andere weiße Schnapper in der Strömung. Die vielen schwarzen korallen, die hier wachsen, verleihen dem Tauchplatz eine besondere Attraktivität.

Weitere Interessante Tauchplätze:

Andy's Rock, 7th Heaven, Terraces, One Tree Island, Batcave, White Rock

Triton Bucht: Sehenswürdigkeiten

Triton Bucht
Auch über Wasser hat die Triton Bucht einiges zu bieten. Ich empfehle auf jeden Fall eine Tour durch das Insellabyrinth im Innern der Bucht zu machen. Wenn man nicht aufpasst verirrt man sich in einem Labyrinth aus fantastisch geformten Korallenfelsen, in denen an einigen Stellen alte Begräbnisstellen mit Schädeln und Knochenteilen zu finden sind.
Fahrt durch die Triton Bucht
Ein Besuch in einem der Dörfer in der Bucht ist ebenfalls interessant. Die Einheimischen sind gastfreundlich und zeigen Gästen gern ihr Dorf. Blei- und Buntstifte und Schreibhefte als Gastgeschenke werden gerne angenommen.

In der Meerenge zwischen der Insel Namatote und dem Festland findet man unzählige Felsenbilder, die an die Zeichnungen der Aborigines in Australien erinnern. Eine genaue Datierung ist bisher nicht erfolgt. Es wird aber vermutet, dass sie zwischen 400 v. Chr. und 100 n. Chr. entstanden sind. Die meist ockerfarbenen Zeichnungen stellen Hände, Menschen, Warane, Fische und andere Gestalten dar. Auf der Fahrt von der Triton Bucht zurück nach Kaimana sollte man den Nachmittag für eine Fahrt zu den Felsmalereien nutzen.
Felsmalereien Triton Bucht

Anreise: Triton Bucht

Die Triton Bucht steht mittlerweile auf den Fahrplänen diverser Tauchschiffe in Indonesien. Folgende Anbieter sind besonders zu empfehlen:

Grand Komodo (Tauchschiffe: Raja Ampat Explorer, Putri Papua)

SMY Ondina

Amira

Tauchbasen in der Triton Bucht

Wer nicht mit dem Tauchschiff die Triton Bucht besuchen will, kann mittlerweile auch von einer Tauchbasis aus die Tauchplätze in der Bucht betauchen.
Seit 2015 bieten die Triton Bay Divers in unmittelbarer Nähe der besten Tauchplätze Unterkünfte für Taucher in einfachen Strandbungalows an. Gäste des Resort fliegen über Sorong oder Manokwari nach Kaimana. Von dort werden sie mit dem Boot des Resorts zur Triton Bucht gebracht.

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